Heute steht die längste Wanderung unserer gesamten Tour an. Der Wecker klingelt um
5:30 Uhr, weil Peddy das gestern so wollte. Als er dann nicht gleich aufsteht, fliegt mein
Kissen durchs Lager, doch das nützt nichts. Er wollte gar nicht gleich aufstehen,
sondern hat noch Zeit zum dösen eingeplant. Er bruacht halt etwas länger, um in
Wallung zu kommen.
Nach dem Frühstück geht es um 7:55 Uhr los. Das Wetter gefällt uns nicht. Es
regnet und der Schneibstein ist in den Wolken. Auch ist die Temperatur auf ca. 12øC gesunken.
Der Hüttenwirt versichert uns, dass man nur an das gute Wetter glauben soll, dann wird
es schon wieder.
Beim Aufstieg im Nebel diskutiert Thorsten mit den anderen darüber, ob das Bild oder
der Schrei des Absturzes länger im Gedächnis bleibt. Man einigt sich auf das Bild.
Die Wolken ziehen sich auf und zu und geben so immer wieder einen anderen Blick frei. Stets
bleibt jedoch der nähere Weg sichtbar und so sind wir um ca. 10:15 Uhr oben auf dem
Schneibstein. Leider bleibt die Sicht durch die Wolken verdeckt. Es gibt aber ein Gipfelbuch,
in das wir uns alle eintragen. Sobhan schreibt auf iranisch geheime Dinge dazu.
Plötzlich taucht aus dem Nebel eine holde Weiblichkeit auf und fragt Peddy, ob er sie
mit dem Gipfelkreuz fotografieren könne. Er kommt entweder nicht mit der Technik der
Einwegkamera zurecht oder aber sie ist wirklich kaputt. Wenigstens ergaunere ich ihre
Adresse, indem ich sie mit meinem Apparat fotografiere und ihr verspreche, das Foto zuzusenden.
Aber Peddy hat, trotz anderer Gerüchte von den Kindern gar kein Interesse an der Adresse
von Anke aus Dortmund.
Kurz bevor wir weitergehen, reisst nochmal die Wolkendecke auf und gibt den Blick ins Tal
frei. Der Hüttenwirt hat recht behalten! Jetzt beginnt eine schöne,
abwechslungsreiche Wanderung in Handschuhen und mit Mütze über den Hochrücken
und anschließend durch die Windscharte hinab zum Seeleinsee. Auf einem Schneefeld
wird ein gemeinsames Foto gemacht. Beim Seeleinsee machen
wir eine Pause. Dabei ist nicht klar, ob der von Caro zum See hinab genommene Weg nun ein
Weg oder nur ein Trampelpfad ist. Die zwischen ihr und Thrsten gefürte Diskussion ist
so laut, dass einige andere Wanderer lieber beim See aufbrechen und ihren Weg fortsetzen.
Die meisten schließen sich Thorstens Meinung an und gehen noch ein Stück weiter
zu der Stelle am See, wo gerade Platz geworden ist.
Nach der Pause geht es weiter. Das Hochgschirr wird an einem Steinbock vorbei erklommen
und dort erwartet uns ein herrlicher Ausblick auf die Landschaft und die Berge der
nächsten Tage. Er lässt uns aber auch schon erahnen, was wir heute noch so an
Höhenmetern und Strecke vor uns haben. Auf einem doofen Weg mit rutschenden Steinen
geht es wieder hinab. Chavah erzählt viel, die anderen laufen vor. Bald geht der Weg
durch Urwald und Sobhan verschwindet im Grün. Der Weg will und will nicht enden. Die
herrlichen Tiefblicke auf den Obersee und den Königssee sind einfach atemberaubend.
Bei mir nimmt allerdings auch noch zusätzlich der direkte Blick rechts neben dem Weg
hinunter den Atem. An einigen Stellen konzentriere ich mich daher lieber auf den Weg selbst,
der auch an diesen Stellen genauso breit ist wie vorher auch.
Erschöpft kommen wir endlich alle an. Auf einer Lichtung hinter einem Fluss liegt die
Wasseralm. Es gibt Gemüsereis zum Abendessen.
Mit der Zeit schöpfen wir alle wieder Kraft und JC wird von Peddy im Wassertrog getauft.
Nach dem Essen geht es Caroline immer schlechter ...
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