DAV Sektion Niederelbe-Hamburg

Nachrichtenblatt Nr. 1/04

Tourenbericht der Sektionstouren 2003 von Bergführer Paul Huber

Hochgebirgsdurchquerung Ötztaler Alpen (17.08. bis 22.08.2003)

Die mächtige Weisskugel und die 3773 m hohe Wildspitze, höchster Gipfel Nordtirols, ein unvergessliches Erlebnis! Die Begegnung mit den zerklüfteten Gletschern, welche gerade in diesem Sommer von der Sonne so sehr in Mitleidenschaft gezogen, blank von Schnee, dafür aber respektvoll, manchmal sogar mit funkelnden Augen vom Bergsteiger betrachtet. Bei der Ankunft auf der schönen Aussicht erzählte uns der Hüttenwirt, dass 70% der Bergsteiger bereits am Einstieg zum Hintereisjoch wegen der dort vorhandenen Schwierigkeiten wieder umdrehen.

Foto: E. Wolf

Die zwei Gruppen aus Hamburg haben bereits zwei tolle Eingehtouren, nämlich die Similaunspitze 3606 m und die Fineilspitze 3514 m in den Beinen und sind akklimatisiert für die wirklich lange Tour auf die Weisskugel. Bei Tagesanbruch ging es über das Steinschlagjoch zum Hintereisgletscher, 3 Std. Nach einer kurzen Pause näherten wir uns der so genannten Schlüsselstelle, auf das Hintereisjoch.
Es ging über Steileis, luftig dünne Eisbrücken und Eisgrate bis wir die Südflanke der Weisskugel erreichten. Das letzte Stück zum Gipfel, noch einmal eine rassige Felskletterei, erreichten wir in 51/2 Stunden Aufstieg, begleitet mit einem Hochgefühl, den Gipfel.

Am langen und sehr abwechslungsreichen Übergang zum Brandenburger Haus hieß es für Bergführer Willi: Sonderschicht! Einer seiner Seilgefährten stürzte in eine Gletscherspalte. Albtraum oder Sternstunde im Bergsteigerleben. Für Bergführer Willi war es kein Problem seinen Seilgefährten aus seiner tiefblickenden Lage, nur an einem Strick freihängend, zu retten. Glücklich wieder an der Gletscheroberfläche, kommt hinter uns eine führerlose Gruppe und weil es so schön war, natürlich ungewollt, stürzte von dieser Gruppe einer in das selbe Loch. Dieser konnte von seinem Seilgefährten nur gehalten werden, sie waren aber außer Stande ihren Bergfreund aus der Spalte zu holen.

So musste Bergführer Willi ein zweites mal die Seilrolle aufbauen. Nach einem 12 Stundentag haben die Gruppen, nicht erschöpft aber zufrieden, das Brandenburger Haus um 17.30 Uhr erreicht.

Der darauf folgende Tag auf den Fluchtkogel 3500 m hat als Entspannungstag gut getan, denn es wartete ja noch die Wildspitze. Die Schlüsselstelle zur Wildspitze war wieder am Zustieg zur Mitterkarscharte und wurde nur noch von den sogenannten Experten begangen. Die meisten  Bergsteiger gingen über die einfachere Route, den Rofenkarferner, welche wir dann im Abstieg wählten. Die Randspalte am Mitterkarferner und zwei Seillängen Blankeis darüber wurden mit Eisschrauben gesichert. Sind doch einige Seilschaften schon bevor wir frühstückten in der Nacht losgegangen, so holten die Hamburger Bergsteiger in der Schlüsselstelle zur Mitterkarscharte die Polposition und waren am 22. August 2003 als erste Seilschaften um 11.00 Uhr am Gipfel.

Eine wunderschöne Hochtourenwoche, ein unbändiges Erlebnis, wir passierten auch die Ötzi Fundstelle am Hauslabjoch. 300 Meter unterhalb der Similaunhütte war gerade ein Pferd ausgeapert, das Alter ist noch unklar, die Hamburger Gruppe war vor Ort, die beherrschenden Gipfel im Gepäck. Beeindruckender können Hochtouren nicht mehr sein!

Kappl,17.09. 2003, Paul Huber (Bergführer)

Erfolg am Matterhorn (4477 m)

Die Alpinschule Tirol mit drei Hamburger „Urgesteinen“: Klaus Röben, Henning Gasché und Sönke Griem. In mehrjähriger Tourenkameradschaft wurden viele Alpengipfel von den Wallisern über den Alpenbogen bis zum Großglockner gemeinsam bestiegen. Im Bergsteigerjahr 2003 soll ein weiterer Superlativ in den Alpen bezwungen werden.

Die Hamburger Bergsteiger glaubten, der Weg in die Hölle ginge hinunter, doch am Hörnligrat haben sie erlebt, dass er 1200 Höhenmeter gegen den Himmel führt. Die Vorzeichen waren nämlich gar nicht so gut. So wurde in Presse und Fernsehen noch eine Woche vorher berichtet, dass der Weg zum Matterhorn über den Hörnligrat wegen eines Wandausbruchs gesperrt sei. Große Unsicherheit kam auf, viele Bergsteiger haben von einer Matterhornbesteigung Abstand genommen. Nach Absprache mit dem Hüttenwirt, der uns mitteilte, dass die Route an der Stelle, wo es nach wie vor noch sehr unsicher ist, auf sicheres Terrain verlegt und versichert wurde, entschlossen wir uns am 4. August 2003 zur Matterhornhütte aufzusteigen.

Nach all den Vorkommnissen die Wochen davor waren verständlicherweise nur wenige Matterhorn- Aspiranten dort anzutreffen, was sich für uns eher als angenehmer Vorteil herausstellte. Am Dienstag, den 5. August hat das Frühstück nicht sonderlich gemundet, denn es war gerade erst 4.00 Uhr. Ein kurzes Weglein zum Einstieg und schon geht es senkrecht am ersten Fixseil hinauf und das alles mit Stirnlampe. Ab 5:30 Uhr wurde es dann etwas leichter, man konnte bereits ohne Stirnlampe etwas sehen. Um 7.15 Uhr erste Pause und zweites Frühstück auf der Solvei Hütte in 4003 m Höhe, (nur Notlager nicht bewirtschaftet).

Ab der Schulter hinauf kämpfte die Gruppe mit einem weiteren Handicap. Die Nacht davor gab es noch heftige Gewitter und in 4200 m Höhe viel Hagel, der sich nun wie ein Kugellager unter den Schuhsohlen anfühlte. Mit unbeugsamer Energie, das Ziel fest in den Augen und ungeachtet der Schwierigkeiten steht die Gruppe um 9.30 Uhr am Matterhorngipfel.

Das Matterhorn ist ein selten formschöner Berg und besitzt einen ewigen Reiz, welcher nicht von Bildern stimuliert, nicht käuflich, sondern selbst zu bezwingen ist. Und dann die Genugtuung, man hat es geschafft, was für eine Freude am Gipfel zu stehen, sich stark zu fühlen, die Freude zu leben.


Grundkurs Fels auf der Niederelbe Hütte (06.07. bis 11.07. 2003)

Die Niederelbe Hütte ist unser exklusives Domizil umrahmt von einer wunderbaren Bergkulisse mit leuchtenden Alpenblumen und wilder urwüchsiger Felswände. Idealer Standort für Ausbildungskurse „Bergsteigen in Theorie und Praxis“. Mit dem hauseigenen Materialaufzug wird sämtliches Gepäck vom Tal auf die Hütte und wieder zurück gebracht. Der Lehrplan Praxis umfasst: Klettertechniken im Fels, Knotenkunde, Sicherungstechniken in Fels und Schnee, Abseilen, Gehen auf Schneefeldern, sowie Abbremsen von Stürzen. Zur Festigung des Erlernten unternehmen wir gemeinsame Bergtouren. Klettern ist unter guter und seriöser Anleitung leicht erlernbar.

So wurde mit der Gruppe bereits am 4. Tag der Roukla Südwandkamin im 4. Schwierigkeitsgrat bravourös gemeistert. Am Gipfel entschied sich die Gruppe für die Abseilpiste über den senkrechten SO-Grat, faszinierend in ungewohnter Perspektive in der Luft abzufahren. Ein grandioses Bergerlebnis mit nachhaltigen Eindrücken, eben eine Sternstunde im gerade begonnenen Bergsteigerleben.

Zum Kursabschluss führte die Gruppe mit innerem Stolz abwechselnd und selbständig die Südostkante zur Sessladspitze in beeindruckender Form. Auf dem Gipfel ein Handschlag, die frische, glasklare Luft, der Weg frei für weitere Alpintouren im Antlitz zweier Steinböcke auf 5 Meter Entfernung, über uns reisen die Wolken, ein Schauspiel irdischer Kraft. Ein schöner Tourentag wird jeden Abend in der gemütlichen Niederelbe Hütte abgerundet mit Theorie über Tourenplanung, Orientierung und Kartenkunde, bergbezogene Wetterkunde, alpine Gefahren, Ausrüstung und Materialkunde.
An dieser Stelle auch einen herzlichen Dank der Hüttenwirtin Rudigier Martha für die vorzügliche Unterbringung und die ausgezeichnete Verpflegung.

Masters Classic – Touren im Kaunertal/Ötztaler Alpen (20.07. bis 25.07.2003)

Mit Masters Classic meinen wir Alpin-Wellness und Natur intensiv. Die Bezeichnung Masters wird übrigens geändert und heißt ab nun 50 Plus, da diese Kurse eben speziell für Leute über 50 abgehalten werden. Das Spezialprogramm ist eben auf diejenigen zugeschnitten, die sich noch Zeit lassen wollen und können. Es ist der eine Schritt langsamer, das eine Mal mehr stehen bleiben und die Schönheit der Berge in sich aufnehmen, so richtig genießen, auf sich wirken zu lassen.

Alpin-Wellness bedeutet auch traumhafte Gipfelbesteigungen, jedoch mit Unterbringung in einem komfortablen Berggasthof im Tal, abends mit Sauna und Massage. Standort bei diesem Kurs war der traditionsreiche Gasthof Edelweiß. Aber auch Natur-intensiv lautet das Motto dieser Tourenwoche. Die Natur hält viele Geheimnisse parat, davon möchten wir einige entdecken. Die blühende Vielfalt der Enziane, Primeln, Orchideen uvm. Ohne die scheuen Wildtiere zu stören kommen wir an Plätze, von denen wir Steinböcke, Gämsen und Murmeltiere aus nächster Nähe beobachten können.

Bei der diesjährigen Alpin-Wellness und Natur intensiv lernte die Gruppe auch die moderne Tourenführung dieses Classic- Programms kennen. Als wir im Abstieg vom Mittagskogel von einem heftigen Gewitter mit Blitz und Hagel eingeholt wurden, brachte uns das Alpentaxi auf schnellstem Weg zurück zum Gasthof Edelweiß und dort wurden wir vom Wirt persönlich mit einem selbst gebrannten Obstler verwöhnt. Der Aufstieg durch das wildromantische Riffltal, die Besteigung des Glockturms 3355 m, sich freuen, ein unvergessliches Erlebnis.
Die Besteigung der Weisseespitze 3500 m haben wir im oberen Drittel abgebrochen und wie sich nachher herausstellte, haben wir alles richtig gemacht, denn es kam wieder ein heftiges Gewitter kurz nachdem wir wieder im Tal waren. Am letzten Tourentag wurde die Gruppe mit Sonne und klarer Sicht belohnt. Die Gruppe hat sich am Gipfel des Madatschkopf in die Rolle des Betrachters zurückgezogen und nimmt diese unbändige Naturlandschaft der Ötztaler Alpen staunend und bewundernd auf.

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THI 09.01.04