Jugend der Sektion Niederelbe-Hamburg, Jugend I, Berichte, Tour 2000
NH-DAV

Sommertour 2000

Tagebuch

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Freitag, 21.07.2000

Abfahrt am HH-Hauptbahnhof Wir treffen uns früh am Morgen auf dem Hauptbahnhof, um mit der Bahn nach Österreich zu fahren. Alle sind recht aufgeregt. Letzte Vorbereitungen werden noch getroffen, den Eltern Tschüß gesagt und dann sitzen wir in der Bahn. 10 Tage wollen wir durch die Berge des Rätikon mit dem Rucksack von einer Hütte zur anderen wandern. Mit von der Partie sind dabei Caro, Chavah, Edgar, Inge, Pascal, Patrick, Peddy und ich. Die Bahn macht es spannend, ob wir den Bus in Bludenz noch bekommen, da wir unterwegs schon bis zu 20 Minuten Verspätung haben. Das Problem dabei: das ist der letzte Bus zur Lünersee-Seilbahn. Doch es klappt mit unserem Anschluss. Die Lünerseebahn ist schon zu, aber wir bekommen noch eine Sonderfahrt. Man wie steil geht das hoch, und dann direkt auf den Fels zu! Als es dann zu schaukeln anfängt, wird Edgar aus dem Gleichgewicht gebracht und Inge bekommt die Spitze seines Wanderstockes unters Kinn. Sie blutet nur, aber es hätte deutlich schlimmer sein können. Die Douglas-Hütte an dem unwirklich türkisblauen Lünersee und den herrlichen Bergen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und klarstem blauen Himmel.

Am Abend wandern wir in Richtung Lünerkrinne und bekommen dort unsere ersten Murmeltiere zu Gesicht. Auf dem einem Stein sitzt ein Pärchen, das sich lieb begrüsst.

Caro Caro, Pascal und Edgar wandeln im Teletubbie-Land zum Schneefeld. Caro ist Lala, Pascal ist Po und Edgar ist Dipsie.

Wir kommen beim Lesen unserer Gutenachtlektüre "Der kleine Hobbit" bis zur Seite 26, als Peddy zu schnarchen anfängt.



Samstag, 22.07.2000


Totalphütte Nach dem Frühstück geht es los zur Totalp-Hütte. Unterwegs machen wir eine Sonnenpause auf der Halbinsel im Lünersee. Die Kinder gehen zum Spielen an den Strand, während wir die Berge bewundern. Kurz darauf geht es steil den Berg hinauf und wir müssen feststellen, dass auch die wenigen Kilometer bis zur Hütte können einen sehr aus der Puste bringen können.

Gegen 12.00 Uhr kommen wir in die Nähe der Totalp-Hütte. Ich sehe schon das Dach der Totalp-Hütte: "Ups, ist die aber klein, ach nee, die richtige Hütte ist daneben". Der Hüttenwirt Thomas Beck ist der Mann des "Das passt scho!". Wir bekommen ein Lager für uns allein.

Die Decken auf den Lagern sehen recht kuschelig aus. Nach dem Mittag (eine Stulle Brot aus dem Lunchpaket) geht es Richtung Schesaplana. Schneefelder, überall Schneefelder, was machen die hier, mitten im Sommer? Eigentlich ist das ganze Tal komplett in eine dicke Schneedecke eingehüllt.

Gleich nebenan macht die Bergwacht eine Übung mit Hubschrauber und allem drum und dran. Das heisst, sie machen viel Lärm :-(, fliegen Menschen an langen Seilen durch die Gegend und laden sie an einer Felswand ab.

Ein schneebeckter Hang ist für Inge zu steil, aber in einer Seilschaft (Klettergurt, Tourenseil) mit mir und ein wenig Mut geht es dann doch, aber nur noch ein kleines Stück.

Inge, Patrick und ich bleiben zurück, während die anderen in Richtung Schesaplana weiterziehen.

Mit noch mehr Mut folgen wir den anderen noch ein Stück den Berg hinauf, um dort die schöne Aussicht zu geniessen. Doch leider war noch kein Blick in die Schweiz zu erhaschen, sondern nur weitere steinige Hügelkämme.

Auf den Schuhen rutschen wir in Ski-Manier den Berg hinab. Ohne bindenes Seil geht es noch schneller. Plötzlich werfe ich mich in den Hang bzw. in den Schnee, um Inge zu demonstrieren, dass man hier nicht weit rutscht, wenn man fällt. Als ich aufstehe, hängt ein Schneeball im Karabiner vorne am Klettergurt und ich sage laut: "Mein Ding ist abgefroren!".

Lektüre Abends auf der Hütte berichten die anderen, dass sie es leider auch nicht geschafft haben, bis auf den Gipfel zu kommen. Kurz unterhalb hätten sie wegen Zeitmangels umdrehen müssen. Dafür hat das Essen allen besonders gut geschmeckt, aber mit den Denken war es nicht mehr weit her:


Zitate:
Pascal:	"Oh Mann ist mir satt."
Peddy zu Chavah: "Mach den Kopf zu."
Einführung in die hohe Kunst des Meierns.
Caro mit Unschuldsmiene: "War richtig, ich schummel nicht."
Caro und Silke im Gespräch: "Oh nicht das Buch!", "Oh doch", "Au ja".
Thomas: "Frühstück gibt es von 7.00 Uhr bis 21.30 Uhr"
Inge bei der Heimkehr der anderen: "Die anderen tragen alles und Peddy
sieht aus, als kommt er gerade vom Klo"



Sonntag, 23.07.2000


Zitate:
Inge: "ich schon spät"
Caro und Inge: "Was habt ihr heute mit?", "Bei mir fehlt noch was!"

Um sieben Uhr werden wir vom Hüttenlärm geweckt, alle anderen sind in Aufbruchstimmung nur in unserem Zimmer rührt sich noch keiner, aber warum auch. Immerhin müssen wir nicht um 8.00 Uhr aus dem Zimmer sein.

Vor dem Frühstück brauchen die Mädels mit ihrer Morgentoilette solange, das wir den Strafkartenstapel beim Meier spielen aufgebraucht haben.

Das Missverhältnis von Brot und Wurst (3 Brotscheiben, 6 Wurstscheiben + 3 Käsescheiben + Marmelade) kommt daher, dass sie kein Brot wegwerfen wollen. Man kann also immer Brot nachbekommen. Stellt sich die Frage, wozu brauchen wir dann noch Lunchpakete?

Als wir dann endlich losgehen wollten, fängt es zu regnen an. Hmm, bis wir uns alle in Regensachen eingeplünnt haben hört der Regen _nicht_ auf. Hmm, Caro ist kalt in ihren nassen Schuhen. Aus Richtung des Windes kommen kaum Wolken, sondern es ist blauer Himmel zu sehen. Also ziehen wir los und gehen auf einem sehr schönen Weg und auf einer Höhe zum Gamsluggensteig. Das an uns vorbeigesprintete sommerlich gekleidete Pärchen stellt auf Hälfte des Weges fest, dass sie sich gar nicht auf dem Weg zur Schesaplana befinden und kehrt wieder um. Manchmal kann man auch zu schnell sein.

Höhenzug Beim letzten steilen Stück zur Gamslücke bleibt Inge zurück und verpasst einen herrlichen Blick auf die grünen Berge und Täler der Schweiz. Sie fängt stattdessen mit Reimen an.

Der Steig auf der Schweizerseite ist (leicht) ausgesetzt, aber mit einem Fixseil ausgestattet. Mit Klettersteigmaterial wohl kein Problem. Uns zieht es aber zurück bis zum letzten Wegweiser und wir folgen dort dem Weg zur Schesaplana. Über Felsen und Schneefelder geht es relativ eben (bis auf Ausnahmen) blau-weiss markiert immer in einem wech. Am Horizont sieht man die Schesaplana in ihrer ganzen Pracht. In der Nähe des Weges von Gestern überlegen wir, ob wir gleich rechts den schon bekannten Weg zur Hütte oder aber den Weg auf der anderen Seite des Tales nehmen sollen.

Der Weg auf die Schesaplana steht nicht mehr zur Debatte, da dunkle Wolken über den Grat ziehen und es wieder zu tröpfeln anfängt. Also findet auch heute keine Gipfelbesteigung statt.

Weitsicht Wir trennen uns in zwei Gruppen auf. Peddy geht mit Caro, Edgar und Patrick den kurzen schon bekannten Weg zur Hütte, während Chavah, Inge, Pascal und ich den anderen nehmen. Wir queren über Felsen und Schneefelder auf die andere Seite des Tales. Dabei kreuzen wir den anderen Weg und scheinen die dort gerade absteigenden Leute mit unserem Treiben irgendwie zu verwirren. Sie schauen wenigstens leicht konfus hinter uns her. Wir gelangen zu einer Stelle, an der der gelb-grün bezeichnete Weg, den wir inzwischen gefunden haben, sich teilt. Der rechte Weg geht zu einem steilen Schneefeld, das dieses quert und in einer recht steilen Abfahrt endet. Für Inge ist das bestimmt nichts. Selbst mir kommen schon ein wenig Bedenken, da wir uns in der Nähe der steilen Felsen befinden, zu denen der Hubschrauber die Leute immer hin- und wieder weggeflogen hatte. Doch eigentlich... Wenn man vorsichtig quert ist es ok, da man bei diesem papsch-Schnee nicht weit fällt (siehe Test von Gestern). Und bei der steilen Abfahrt geht es einfach nur in einer recht tiefen Furche herunter, die gar keinen Platz zum seitlichen Ausbrechen lässt. Aber Inge ... Hm. Versuchen wir lieber erst mal den anderen Weg. Immerhin gibt es am Ende der Rutschpartie zwei Spuren, von denen nur die eine zu unserem Weg gehört. Also zurück zu den zurückgebliebenen Kindern. Doch der andere Weg endet eher im steilen Felsen und der Verlauf ist nicht so klar. Hmm. Der andere Weg ist irgendwie besser oder man muss ganz noch oben und dann herunterkommen.

Inge willigt mit mulmigen Gefühl ein, dass wir den steilen Weg gehen. Aber nur mit Klettergurt. Das Seil und Peddys Klettergurt hat Peddy bei sich. Doch auch aus einer Bandschlinge lässt sich ein provisorischer (profisorischer) Gurt für mich machen. Klick, und angeschnallt ist Inge. Tapfer schaut sie nur auf den Weg und meistert ohne Schwierigkeiten die gefährliche Stelle. Pascal rutscht voraus und wir rutschen lieber nicht, sondern setzen schön brav einen Fuss vor den anderen. Doch hier ist es steil und rutschig und Inge fängt an zu denken. Plötzlich ein "Silkeee!" von hinten. Ich verwerfe mich nach links in den Schnee und stemme meine Füsse in den selbigen, während Inge rechts neben mir im Schnee liegt und sich langsam wieder hochrappelt.

Dann kommen wir zu der Stelle, wo man zwar steil aber ungefährlich einfach runterrutschen muss. Pascal rutscht voraus und will Inge auffangen. Wir schnallen uns ab und Inge rutscht mit Schneegestöber auf Pascal zu, ist aber zu schnell und rutscht vorbei. Chavah rutscht als nächstes und rutscht noch weiter. Dann bin ich dran und es macht einfach nur Spass. Der Schnee stieb um einen herum und dringt in alle Hosentaschen und Beine.

Als wir dann weitergehen, sehen wir bald die anderen. Sie hatten vom Hüttenwirt ein Fernglas ausgeliehen und waren uns sehr besorgt entgegengekommen, da unser Unternehmen von der Hütte aus sehr dramatisch aussah. Peddy ist wenigstens höchst erleichtert, als wir wohlbehalten und strahlend bei ihm eintreffen. Ein scheinbar von einer Lawine niedergedrücktes Schild bestätigt nochmals die "Gefährlichkeit" unser Tour, denn dort steht drauf, dass der Schesaplanasteig, den wir gerade heruntergekommen sind, nur für geübte, trittsichere und schwindelfreie Leute geeignet ist. Inge wird im nachhinein noch einmal so richtig schlecht. Von der Hütte sieht es aber wirklich nicht gut aus! Nochmals müssen wir das also nicht machen.

Zurück in der Hütte schlüpfen wir aus den nassen Klamotten und freuen uns darüber, das wir nicht mehr auf die Schesaplana gegangen sind, denn die ist eingehüllt in Wolken und draussen fängt es richtig an zu regnen. Hungrig und müde vertreiben wir uns mit Meier und Quentsch die Zeit bis zum Abendbrot.


Zitate:
Peddy zu Inge über den Absturz: "Da siehst Du raus was da rauskommt"
Hüttenwirt zu unseren hungrigen Augen: "Das dauert gleich noch"
Chavah: "Ist die Fliegensuppe mit Fleisch oder war es Fläddlesuppe?"
Inge: "Es tut so weh, wenn man zuviel Bauch im Luft hat"
Inge klaut Patrick Käse vom Spaghettiteller mit ihrem Ärmel ihres Fleeces.
Die Abbrechnung der Speisen und Getränke erfolgt auf der Hütte mittels
einer Speisekarte, wo entsprechendes angekreuzt wird. Alternativ lassen
sich auch Mengen als Zahlen eintragen.



Montag, 24.07.2000


Douglashütte Abends haben Patrick und ich noch überlegt, ob Pascal seine Weckeruhr gestellt hat. Doch Pascal schlief schon, und wir wollten ihn nicht wecken. Wir verließen uns auf die übliche Hüttenwühligkeit so gegen 7.00 Uhr. So ist es dann auch. Gegen 6.30 Uhr geht das Gepacke und Gewühle los. Aber Pascal hatte seine Uhr auch angestellt. Ich hätte also gar nicht beim ersten Ton aufschrecken brauchen. Kurz vor 8.00 Uhr sind wir also pünktlich mit dem Packen fertig. Ich tausche bei Thomas dem Hüttenwirt dann unseren Müll gegen 300 ÖS. Oder hatten wir abends bei der Abrechnung evtl. meine Anzahlung vergessen? ;-)

Im Nieselregen geht es los. In der Hoffnung, dass es wohl gleich wieder aufhört, lassen die meisten von uns ihre Regenhosen ersteinmal im Rucksack. Doch weit gefehlt. Es hört nicht auf und so ziehen wir sie doch bald an und verpacken auch unsere Rucksäcke wasserdicht. Dick verpackt und vermummelt stapfen wir stumm durch den Regen den Berg hinab. Patricks Stimmung ist so mies wie das Wetter. Peddys auch! Nur die "Regensalamander" (wie ich jetzt weiss: Alpensalamander) fühlen sich wohl und kommen aus ihren Höllen. Insgesamt vier "laufen" uns so über den Weg. Trotz des Regens gehen wir aber den längeren Weg um den Lünersee herum und müssen dabei mindestens drei reissende Flüsschen überqueren. Allerdings ohne Verluste. Der Ausflug ins Teletubbie-Land wird auf den Nachmittag verlegt. Es hat keiner Lust, im strömenden Regen Umwege zu gehen. Pascal und Patrick zieht es zur Douglashütte, sie eilen voraus und sind schon auf dem Staudamm, während wir noch nicht einmal auf den Serpentienen angelangt sind. Alle sind klitschnass bis auf die Knochen. Doch mit trockener Wäsche ist wieder alles gut. Da mein Wanderhemd sowieso nass ist, nutze ich die Gelegenheit und wasche es. Es stinkt nämlich furchtbar. Im warmen Gastraum wird dann gespielt und viel gelacht.


Zitate:
Inge beim Spiel "Zum Kuckuck": "Sammel die Äster ein"
Chavah zu den Krümmeln auf dem Tisch: "Das sieht aus wie Hornhaut!"
"Iß mein Kind." - "Iß Du, mein erwachsener Junge" (peddy und Chavah)
"Nee, das Wetter ist 70:70." (Edgar)
"Junger Mann!" - "Alter Mann" (peddy und Pascal)
---Tischbeben----

Gegen 14.00 Uhr ziehen vier wackere Mir-ist-egal-dass-die-Regenjacke-nass-ist los, um den Schafgafall zu besteigen. Die anderen bleiben auf der Hütte zurück und wollen die Bergwacht rufen, wenn wir um 19.00 Uhr noch nicht zurück sind. Vorher stellt Inge noch fest, dass es besser sei, sich bis aufs Unterhemd auszuziehen bevor man die Regenjacke anzieht. Aus grossen Augen schaue ich sie an, da ich gerade im Unterhemd vor ihr stehe und dabei bin, meine Regenjacke anzuziehen. Caro, Pascal, Peddy und ich ziehen bei leichtem Nieselregen los, der aber bald aufhört, so dass unsere Regensachen sogar recht trocken werden. Auf recht schmalen Trampfelpfaden geht es bald links hoch. Doch bloß nicht zu schnell, denn ab und zu tauchen Abgründe vor einem auf. Irgendwie fehlen dort Stücke vom Berg. Sie scheinen in der Erde versunken zu sein, aber der Weg geht dann einfach links um diese Stellen herum. Doch dann kommt eine Stelle, an der wir Inge wohl wirklich nicht mitbekommen hätten. Vorsichtig queren wir auf einem schmalen abschüssigen Band. Der Weg auf den Grat wird von mir abgelehnt, da es mir lieber ist, wenn ich eine Seite habe, auf die ich mich im Notfall werfen kann. Bei einem Grat ist das in meinen Augen nicht möglich. Peddys Idee, dass man dann ja die Beine spreitzen kann, finde ich etwas schmerzhaft. Was treiben eigentlich diese beiden Salamander da? Zitat von Pascal: "das hätte ich aber nicht von den Salamandern gedacht."

Silke fotografiert Auf dem schönen grünen Sattel angekommen, auf den ich schon am ersten Tag auf der Douglashütte gerne gegangen wäre, begeistert uns der Blick auf das Wetter nicht. Zwar scheint in der Ferne die Sonne, so dass die Schneefelder der beleuchteten Berge gläntzen, doch aus der Windrichtung kommen nur schwarze und schwere Wolken. Und auch der kleine Silberstreif am Horizont hilft für das aktuelle Wetter nichts. Es fängt an zu regnen. Wieder kurz vor dem Gipfel müssen wir umkehren, was insbesondere Caro sehr bedauert. Ob sie wohl noch erfolgreich auf einen Gipfel kommt?

Wie eine Bergziege springt sie zu Tal. Die beiden Salamander vergnügen sich weiterhin miteinander. Da es nicht aufhört zu regnen, verzichten wir weise auf die Umrundung des Teletubbie-Landes und kehren direkt zur Hütte zurück. Unterwegs treffen wir ein Päarchen mit Regenjacken und Regenschirm. Als nächstes kommt ein Päarchen, wo der Mann die Frau bei jedem Schritt stützen muss, da sie in Hackenschuhen durch die Berge stapft. Als wir das Päarchen überholen, werden wir als "Wanderprofis" bezeichnet. Peddy führt das in seiner Art auf unsere Schuhe und nicht auf unsere Erfahrung in den Bergen zurück. Ob die Frau wohl das nächste Mal anderes Schuhwerk hat? Weiter voraus gibt es noch mehr solche Leute und im Tal steht der Bus, der diese Leute scheinbar ausgekippt und dann auf die Wildnis losgelassen hat. Läster, Läster, Pfui, Silke!

Zurück auf der Hütte zieht es uns unter die Dusche. Inge braucht länger als die Dusche warmes Wasser liefert. Dann muss das halt mit kaltem Wasser gehen. Brrr. "Da geht die Seife ja gar nicht ab!". "Caro, Caro, darf ich bitte was von Deiner Duschmarke?", jammert Inge. "Hmm, wieviel denn", fragt Caro. "Zwei Minuten" ist Inges Schätzung, worauf Caro entsetzt feststellt: "Dann habe ich ja nur noch drei Minuten für mich". Trotzdem ist Caro grosszügig und nach ihrem Duschgang ist noch heisses Wasser übrig. Tut sehr gut so 'ne Dusche! Anschließend riechen wir alle frisch nach Aprikosenduft. Wie später bekannt wird, schaffen es zwei Jungs und Peddy mit einer Duschmarke auszukommen, wonach auch sie nach Aprikosenduft riechen.

Bei den Spielen werden wir kreativ und spielen Bonanza, Meier und Dinge-Pusten gleichzeitig. Beim Essen meint der Hüttenwirt es gut mit uns. So eine grosse Portion Spaghetti! Aber ich habe es geschafft. Patrick schließt Kontakte zu den anderen Hüttengästen und verlässt uns, um mit ihnen Doppelkopf zu spielen. Wir überlegen derweil, wann wir wohl morgen aufstehen sollten. Das Wetter draussen sieht nicht so vielversprechend aus. Doch wenn es heute regnet, dann ist morgen kein Wasser mehr in den Wolken vorhanden, oder? Zitat Inge: "Das Stockometer steht unter dem schlechten Wetter.". Peddys Theorie dazu ist: "Weltuntergang?"



Dienstag, 25.07.2000


Cavelljoch Boah, meine Theorie mit dem Wetter hat gestimmt! Wir haben blauen Himmel mit ein paar Schäfchenwolken. Doch muß das so früh sein? Es ist 6.15 Uhr als wir aufstehen. Pacals Wecker um 6.00 Uhr haben wir irgendwie überhört. Die meisten unserer Sachen sind wieder trocken, nur die Schuhe nicht. Nach dem Frühstück gehen wir gegen 8.20 Uhr los. Wieder die Serpentienen zum Teletubbie-Land hinauf und dann am Lünersee entlang. Die Doppelkopfspieler von gestern abend mischen sich zeitweilig zwischen uns, biegen aber zur Lindauer Hütte ab. Über Wiesen und zwischen schönen Bergen geht es in der Nähe eines Flusses hinauf zum Cavalljoch. Es dauert länger, als man auf Anhieb denken könnte. Schätzungen ergeben 15 Minuten (ich) bis 20 Minuten für den Rest. Danach stürmt Caro los und ist innerhalb von sechs Minuten oben. Wir anderen brauchen länger: 10 Minuten.

Karte Ein super Ausblick, doch muß es immer so windig sein? Auf schönem Steig geht es unter den Kirchlispitzen entlang. Für Inge ist es jedoch zu steil. Bei den grün bewachsenen Felsen mit Höhe 2263 halten wir daher an und bewaffnen uns mit Gurt und Bandschlingen. Da es aber hier erst einmal unsteil bergab geht, klinken wir Inge auch wieder aus. Weiter und weiter geht es und peddys Magen verlangt bald nach der Mittagspause. Wenigstens fragt sich peddy, wohin ich denn wohl noch hinwandern möchte, da ich so manche schöne Raststätte links liegen lasse und keinerlei Anzeichen zeige, daß sich das ändern wird. Doch ich habe das Schweizertor im Auge und dort gibt es auch einen schönen Wasserfall. Und sogar Murmeltiere! Lange machen wir dort Rast, denn ich erkundige zuerst den Weiterweg und anschließend zusammen mit Inge. Leider hat ihr die zurückliegende Strecke gereicht und sie will lieber die untere Tour gehen, die zuerst hinunter ins Tal und dann zur Garschina-Hütte wieder hinauf geht. Insgesamt ca. 600 Höhenmetter hoch und mindestens 2 km mehr als die andere Tour. Caros und Inges Versuch, mit einem Murmeltier Kontakt aufzunehmen, scheitert als Caro mit großen stapfenden Schritten Inge hinterhereilt.


Caro, Inge und Silke
Talweg Wir trennen uns also nach der Rast. Caro schließt sich Inge und mir bei unserem Talgang an, während die anderen fünf den "Highway" nehmen. Unser Weg führt uns ein Stück zurück, um dann in fast senkrechter Art ins Tal zu führen. Einmal ausgerutscht sitze ich schwupps im Gras, doch nichts weiter passiert. Die Wege entwickeln sich teilweise zu kleinen Flüssen, da aus allen Ecken in diesem Tal Wasser hervortritt. Unten in der Senke angekommen, müssen wir dann den Fluss überqueren. Mein Versucht scheitert und so stehe ich kurzfristig mit beiden Füßen im Wasser. Caro springt in Gemsenweise an einer schmaleren Stelle einfach über den Fluss und Inge stackt sich mit zwei Stöcken hinüber.

Munter wollen wir den dort vorhandenen Wanderweg hinaufsteigen, als wir uns doch noch mal dazu durchringen, einen Blick auf die Karte zu werfen. Und siehe da! Der Weg hätte uns in kürzester Zeiter wieder mit den anderen zusammengeführt. Der richtige geht auf breiterem Weg beim Grüscher Älpli direkt über den Hof. An die sechs Flüsse zählen wir, die wir überqueren, bis wir an den letzten mal mit dem Kompass nach Mittelsüß peilen und herausfinden, daß dies erst der erste Fluss beim Hochegg ist. Und so geht es weiter und weiter.

An einer schönen Stelle im Wald machen wir auf einer Wiese am Rand Rast. Dort gibt es sogar Blau- und Waldbeeren. Und einen Ameisenhaufen, durch den ich beinahe gestiefelt wäre.

Beim Bauernhof treiben zwei Jungen eine Kuh durch die Gegend, ein Elektorzaun versperrt uns den Weg und die Hausherrin schaut aus dem Fenster. Links geht es an dem Haus vorbei. Erst auf normalen Weg, bald aber über unberührte Wiesen, immer verteilten Flecken in rot und weiss hinterher. Teilweise sind diese scheinbar mit einer Schablone gemacht, teilweise nur so hingekleckert. Wir verlieren den Weg manchmal, manchmal ist er einfach nicht vorhanden, doch meistens treffen wir wieder auf ein richtig wegartiges Stück. Stets begeleitet uns der Fluß, der bis hinauf zur Garschina-Hütte führen soll. Links von uns ragen die "Drei Türme" majestätisch auf.

Am Anfang macht der Weg noch Spaß, doch mit der Zeit geht es einfach immer nur bergauf, bergauf, bergauf. Und hinter jeder Kuppe ist die Hütte *nicht*. Eine verzweifelte Pause folgt der nächsten. Gerade als Inge ihren Geist aufgeben will, erscheint oben auf dem Hügel eine Person. "Edgar, Edgar". Doch es ist nicht Edgar, sondern eine von vier Mädels, die in den Sommerferien auf der Hütte arbeiten. Sie nimmt mir Inges Rucksack ab und sprintet voller Elan den Rest des Berges zur Hütte hinauf. Auch Peddy und Edgar kommen uns entgegen, doch nicht sehr weit, da Peddy noch seine Hüttenschuhe anhat. Er konnte sie so schnell nicht wechseln, wie die Mädels von Hütte ihn gerufen hatten.


Chavah, Edgar, Pascal, Patrick und Peddy
Peddy, Patrick, Pascal, Chavah und ich (Edgar) nehmen nach einer langen Pause am Schweizertor den Höhenweg-Süd Richtung Garschina-Hütte. Wir drehen uns oft um und gucken zu den anderen. Der Weg ist schmal und steinig, zumindest Anfangs. Es ist heiß. Wir machten fast an jedem Wasserfall halt, um zu trinken und unsere Trinkflaschen aufzufüllen.
(ab hier schreibt Chavah weiter) Einmal machen wir bei einer Kuhtränke Rast (zum Glück ohne Kühe). Dort durchsuche ich (Chavah) auf Peddys Weisung hin meinen Rucksack nach meiner Sonnenmütze. Zum Glück finde ich sie bald. Dann gehen wir weiter über viele, viele Hügel. Die Hütte kommt aber nicht in Sicht. Edgar hält einen Bauernhof für die Hütte. Peddy meint, dass die Hütte wahrscheinlich im Dorf unten sei, was allerdings unwahrscheinlich ist. Dann kommen viele Wolken auf. Peddy sagt, er könne das Wetter nicht richtig einschätzen, so dass wir uns ziemlich beeilen müssen. Jeweils eine halbe Stunde gegangen, dann fünf Minuten Pause. Was für die Rücken-, Fuß- und Nackenschmerzen ziemlich doof ist. Die Jungs gucken alle zwei Minuten auf die Uhr, um dann zu sagen: "Peddy, es ist 20 Minuten vor!!", was der verabredete Zeitpunkt für eine Rast ist. Also kurz eine Pause und dann hopp, hopp weiter. Bald kriegt Edgar Nasenbluten und wir machen eine Pause. Peddy schickt Pascal los, damit er guckt, wieweit die Hütte noch entfernt liegt. Peddy ist erstaunt, als Pascal zurückkehrt und berichtet, er sei schon bei der Hütte gewesen. Aber es stimmt, hinter dem nächsten Hügel liegt die Hütte. Weil das Nasenbluten von Edgar so stark ist, trägt Pascal das letzte Stück auch noch Edgars Rucksack. Danach warten wir auf die anderen.

Garschina Hütte (Silke schreibt:)
Peddy trägt die letzten Meter meinen Rucksack und behauptet doch tatsächlich, dass er "leicht" sei. Dabei ist er doch so schwer! Immer schwerer ist er mit der Zeit geworden und da kommt dieser Peddy daher und behauptet, dass er leicht sei. Ich fass es nicht! Die letzten Meter zur Hütte schaffen wir dann noch schweren Schrittes. Während ich noch für den Rest des Tages völlig erledigt in der Ecke hänge, springen Inge und Caro bald wieder munter durch die Gegend. Unglaublich! Chavah ist aber die Einzige, die sich für unsere morgige Tagestour auf die "Drei Türme" interessiert. Den anderen steht der Sinn mehr nach einem Ruhetag.

Das Abendessen beginnt um 18.00 Uhr. Es gibt zuerst Tomatensuppe, dann Salat und dann noch Fleischkäse mit Kartoffelauflauf. Irgendwie erwarten sie hier bessere Esser, als wir es scheinbar sind. Danach sind wir proppe satt und spielen noch bis 22.00 Uhr. Dann ist Hüttenruhe, doch auch auf anderen Hütten wird das ja nicht so eng gesehen. Doch hier schon! Der Hüttenwirt kommt und poltert: "Ihr könnt hier nicht erst halbtot ankommen und dann abends herumspringen wie die Schweine!" Hups, spontan sind wir alle still und die abendliche Lesestunde fällt aus. Unser Zimmer hat die Größe einer Sardinenbüchse und das Fertigmachen für die Nach ist etwas eng und wühlig. Als ich in meiner Ecker liege, bin ich zufrieden und schlafe erschöpft ein. "Nein Pascal, das sind meine Karten." ruft Inge mitten in der Nacht.



Mittwoch, 26.07.2000


Zum Frühstück gibt es ganz viel Brot, Knuspermüsli, Marmelade und Ovomaltine (kurz Ovo), eine Art Kakao-Ersatz, der mir nicht so schmeckt. Auch Inge und Chavah beschließen am nächsten Tag auf Tee umzusteigen. Nach dem Frühstück wollen wir eigentlich recht schnell los, doch Caro findet ihre rechte Socke nicht. Sie liegt im Endergebnis bei Chavah und mir am Fußende im Bett. Kein Wunder, daß das heute Nacht so gestunken hat! Irgendwann ist dann auch Inge noch fertig und wir könnten los. Doch halt, die Sonne scheint. Inge muß sich daher nochmals ausgiebig mit Sonnenmilch eincremen. Aber dann... Endlich geht es los.


Gruppe Wir wandern zuerst auf dem Weg, den die anderen gestern gekommen sind, um dann zum Drusentor aufzusteigen. Wie so oft ist es dort oben windig und der erhoffte Ausblick bleibt aus. Anstelle eines guten Blicks auf die Lindauer-Hütte und in das Gauertal sieht man nur einen grauen Berg mit kleiner Zollhütte. Danach geht es wieder bergab. Zuerst durch einen Spalt zwischen zwei Felsen und dann über Geröllfelder. Da mir nicht klar ist, dass Inge schon bei dieser Strecke Probleme mit der Höhe haben könnte, wandere ich fleissig voraus. Caro ist vor mir. Als sie aber sieht, dass Inge unsicher des Weges herunterstakt, eilt sie den Weg wieder hinauf und gesellt sich zu ihr.

Unten angelangt begegnen uns zwei der Doppelkopfspieler. Wir plauschen eine Weile und Peddy etwas mehr. Anschließend schliddern wir über ein Schneefeld den Berg herunter. An der Stelle, wo es links zu den Drei Türmen geht, sitzt eine Frau und trinkt Tee. Ihre Leute sind vor einer Viertelstunde dort zu den Drei Türmen aufgebrochen. Die Türme liegen im Nebel und auch die anderen Berge sehen nicht so gut aus. Ein weiteres Problem ist, dass das Wetter gerade von der Seite kommt, die wir wegen der Türme nicht sehen können. Inge möchte definitiv nicht mit und so gehen Chavah, Peddy und sie wieder zurück zur Hütte, um dort zu verweilen, da immer, wenn sie rausgehen wollen, wieder Nebel aufzieht.

Wir anderen beschließen, wenigstens bis zu einem großen Block zu gehen. Dort, nach einem Weg durch recht viele Steine, angelangt, machen wir erst einmal Mittagspause, um darauf zu warten, dass der Nebel sich verzieht. Obwohl auf dem Schild steht, dass der Weg nicht markiert ist, so finden sich doch recht viele rot-bemalte Steine. Der Nebel zieht mal tiefer, mal höher. Als wieder mal Pascals Höhle zum Vorschein kommt, beschließen wir, wenigstens noch bis zu dieser Höhle zu gehen. Dazu müssen wir in Richtung Sporaturm gehen. Dieser ist mal wieder weiter weg als es auf den ersten Blick aussieht. Doch auch diesen Weg legen wir zurück. Pascals Höhle liegt in unerreichbarer Höhe. Der Weg geht jetzt rechts über einen schmalen Steig an steilen Stellen vorbei, wo teilweise nur ein einziger Stein als Tritt dienen muss. Netterweise ragt an dieser Stelle zusätzlich noch ein Felsblock aus der Wand! Aber wir schaffen es alle bis rauf auf eine vorspringende Schulter. Bei Regen möchte ich diesen Weg nicht gehen!

Hier verzweigt sich der Weg zum Drusentor und zum Tiergarten. Da uns aber der Nebel inzwischen bis auf 100m umzingelt hat und es auf dem weiteren Weg wichtig ist, auf welcher Seite wir gerade gehen, kehren wir auch mit Caros Einverständnis zurück. Die kniffelige Stelle wird gemeistert und der weitere Weg stellt kein Problem dar.

Plötzlich hören wir aber ein Gerumpel von rechts oben. Mindestens zwölf kopfgrosse Steine springen auf uns zu! Schnell eilen wir zurück aus der Falllinie und verbergen uns hinter grossen Felsen. Edgar fällt und rutscht dabei in eine Spalte neben dem Weg. Glücklicherweise bleiben die Steine aber bald liegen. Wir warten noch eine Weile und gehen dann weiter, stets vorsichtig nach rechts schauend. An unserem Mittagsblock vorbei und immer weiter geht es. Irgendwie kommt mir der Weg bald nicht mehr bekannt vor. Sind wir über eine Wiese immer auf einer Höhe gegangen? Vor uns ist mal wieder Murmeltieralarm. Hmm. Den eigentlichen Weg haben wir unbemerkt verlassen. Er geht links von uns bergab. Da wir aber eigentlich danach wieder bergauf müssen, bleiben wir einfach auf dem von uns per Zufall gefundenen Weg und so kommen wir auf der Höhe wieder auf den Drusentorweg, auf der Peddy mit den zwei Doko-Spielern palavert hatte. Das Schneefeld lädt zu einer Schneeballschlacht ein und so entbrennt ein erbitterter Kampf jeder gegen jeden.

Da das Wetter nicht gerade besser wird, machen wir uns auf den Weiterweg. Es geht über Schotter hinauf zum Drusentor. Edgar schaut noch mal zurück und schwupps liegt er fast auf der Nase. Sein Knie tut weh, doch er geht tapfer weiter. Dann machen wir aber doch mal eine Pause und kühlen sein Knie mit Schnee. Auf dem Weiterweg begegnet uns eine Frau, die uns auf Steinböcke in der Gipfelregion aufmerksam macht, die gegebenenfalls Lawinen auslösen können. Wo, wo, wo? Wir sehen keine. Und 'ne Lawine hatten wir ja schon. Doch dort! Kurz schaut ein Steinbock mit einem gewaltigen Geweih über den Rand und schwupps ist er wieder weg. Wir stehen noch eine Weile, doch er kommt nicht wieder. Erst als wir fast beim Drusentor sind, ist er wieder da. Zusammen mit einem anderen Steinbock grast er friedlich das Gras des Gipfels ab. Oben angelangt fängt es an zu blitzen und zu donnern. Schnell, aber doch auf den Weg achtend, eilen wir zur Hütte. Dort treffen wir Peddy und die anderen. Ich bin irgendwie völlig fertig.

Kosilke Caro will aber gerne bald wieder raus und etwas unternehmen. Bis auf Peddy will aber niemand raus. Eine Weile später bin ich wieder auf dem Damm. Doch nur mit uns beiden gehen will Caro nicht. Da sie aber niemanden der anderen begeistern kann, beisst sie in den sauren Apfel und zieht mit uns los. Peddy und Caro eilen auf den Schafberg und mir bleibt nur langsam hinterzutrotten. Doch das reicht den beiden nicht, nein. Der nächste Gipfel ist über einen Grat zu erreichen. Es ist der eigentliche Gipfel des Schafberges, nicht der Girenspitz. Da wir auch hier im Regen stehen und unten das Abendessen ruft, steigen wir querfeldein ab. Caro "Gemse" stürmt in großen Schritten bergab. Die Kühe im Tal tun es ihr gleich und rennen ihr im Galopp entgegen. Auf der Hütte gibt es Geschnetzeltes mit Käsespätzle. Wir sind auch brav und essen den ganzen Salat auf. Und wir nehmen auch noch Käsespätzle nach. Mjam. Lecker! Danach wird wieder ganz leise rumgeblödelt. Die Frau am Nachbartisch "findet es ätzend, dass wir uns so laut freuen." Diesmal gehen wir früher ins Bett, damit wir noch ein wenig lesen können. Die Radfahrergruppe ist auch noch nach 22.00 Uhr laut, wird aber nicht zurechtgewiesen!



Donnerstag, 27.07.2000


Matschschuh Von der Garschina-Hütte geht es auf schmalem Weg durch Felsenlandschaft. Bei einer Pause sind wir Edgar zu lahm und so läuft er schon mal einfach vor. Irgenwann haben wir ihn wieder eingeholt. Der Weg auf die Sulzfluh über den Gemstobel sieht recht steil aus. Inge ist schon sehr froh, dass dies nicht der Weg ist, den wir nehmen wollen. Unser Weg geht ein Stück tiefer längs. Aber steile Stücke sind auch dabei. Nur heute stört dies Inge nicht mehr so sehr. Nur an einer Stelle braucht sie mal eine helfende Hand, der Gurt bleibt aber in meinem Rucksack. Auf einem Absatz über dem Partnun-Tal mit dem Partnunsee machen wir eine ausgiebige Pause, bei der sich auch Inge mal zu uns, die wir ja direkt am Abgrund (naja) sitzen, gesellt. Mutig, mutig.
Kraxeln Nun haben wir zwei Möglichkeiten, unseren Weg fortzusetzen. Die eine geht stetig und langsam die 200 Höhenmeter hinauf zur Tilisunafurka, die andere steiler mit diversen Kletterpassagen. Wir entscheiden uns für die spaßigere Variante mit den Kletterpassagen. Mit dem Rucksack ist es aber anstrengender als zuvor, als ich das erste Stück so getestet hatte!

Wie so oft zieht sich auch dieses Stück. Nun noch hier hoch und es folgt der herrliche Blick auf die Tilisuna-Hütte mit dem Tilisuna-See ... Hmpf. Doch nicht. Noch ein weiterer Hubbel muss überwunden werden. Und auch dann ist von der Hütte kein Stück zu sehen! Aber der See, die Tschaggunser Mittagsspitze, das Schwarzhorn und diverse andere Berge sind zu sehen.

Tilisuna Hütte Als wir noch um eine weitere Hügelkuppe herumgehen, kommt auch die Hütte in Sicht. Mann, sind dort viele Leute auf der sonnigen Terasse! Und da wollen wir hin!? Es ist halt gegen Mittag, wo wir bei der Hütte ankommen und da sind all die Tagesgäste noch da. Wir bekommen ein Lager unterm Dach mit wunderbarem Blick direkt vom Bett aus (sofern man unten einen von drei Plätzen ergattern konnte).

es geht zum Baden Der See lockt und so packen wir unsere Badesachen in Einkaufstüten und wandern in einer Art Strandkluft zum See. Caro ist der offizielle Weg mal wieder zu weit und so geht es bald auf direktem Weg über Wiesen zum See. Was haben wir ihr gestern bloß gezeigt??

brr... ist das kalt Unten angelangt werden die Klamotten vom Leib gerissen, die Badesachen angezogen und gemeinsam geht es mit Elan ins kalte Nass. Caro wagt als Erste den vollen Sprung ins Wasser und schwimmt eine Runde. Ich folge ihr, während die anderen noch zögernd schauen. Die beiden Peddys sitzen derweil noch angezogen am Ufer und wollen nicht baden. Chavah und Pascal plantschen auch bald mit uns. Inge muss dagegen noch überzeugt werden und schwimmt anschließend mehr wie ein aufgescheuchtes Bläßhuhn als ein Mensch.

Der Grund des Sees ist gemein, da er erst relativ flach, dann aber recht schnell und glipschig tiefer wird.

was für ein Schwergewicht Peddy wettet mit den Kindern, dass sie ihn nicht tragen können. Doch er hat sich geirrt und so beschleicht ihn die Panik, dass sie ihn mit seiner schicken Unterhose ins Wasser werfen könnten. Er zieht sich daher seine Badehose an und geht freiwillig. Doch zum Schwimmen reicht es nicht. Er wäscht sich nur ein wenig.

Nach dem Baden liegen wir noch lange in der schönen Sonne und so wird einem langsam wieder warm.

Zurück auf der Hütte gibt es Gulasch und Spaghetti. Die Doppelkopf-Leute sind auch da. Der Abend verläuft wie üblich mit Spielen, Lachen und Lesen.



Freitag, 28.07.2000


Heute soll es auf die Sulzfluh gehen. Endlich mal ein Gipfelkreuz für Caro. Der Morgen verspricht nichts Gutes. Es regnet. Wir frühstücken erst einmal und sehen dann weiter. Auf dieser Hütte muss man mit dem Frühstück um 8 Uhr fertig sein! Also nichts mit ausschlafen.

Nach dem Frühstück machen wir uns trotz des Regens fertig. Edgar belastet dabei sein Knie so, dass es gar nicht wieder aufhören will, weh zu tun. Schnell ist mit Hilfe einer Plastiktüte und dem Schnee von einem nahegelegenen Schneefeld ein Eisbeutel gebaut. Zusammen mit dem Eisbeutel, Inge und Patrick bleibt er auf der Hütte, um sein Bein zu schonen. Für den Notfall lassen wir mein Handy da.

Es nieselt noch, als wir losgehen, doch nicht mehr lange. Auf schönem Weg durch Wiesen geht es am Berghang entlang auf das Karrenfeld zu. Dieses stellt sich als große Felsebene mit gelegentlichen Spalten heraus. Auf ihr ist der Weg durch Steinmännchen gut markiert. In großem Bogen geht es den Berg hinauf. Gelegentlich lichtet sich der Nebel und man kann das Gipfelkreuz sehen. Wir beschließen, eine längere Pause zu machen, um anhand der Entwicklung des Wetters festzulegen, ob wir den Restaufstieg (ca. 45 Minuten) wagen sollen oder nicht.

Der Gipfel ruft, das Wetter sieht recht stabil aus und wir gehen weiter. Doch kurze Zeit später klingelt Caros Handy. Inge ist dran und berichtet, dass Edgars Knie so weh tue, dass er sich vor Schmerzen krümme und eine Schmerztablette genommen habe. Nach kurzer Überlegung ist klar, dass wir alle zur Hütte zurückkehren und dort dann schauen, was zu tun ist.

wer guckt denn da raus? So schnell wie möglich, aber auch so vorsichtig wie nötig, eilen wir zur Hütte zurück. Auf dem Weg begegnet uns noch ein Murmeltier, das schnell in seiner Höhle verschwindet, aus ihr aber in nur 2m Entfernung herauslugt. Auf den letzten Metern erwischt uns noch ein ordentlicher Regenschauer.

Edgar liegt auf seinem Bett. Neben ihm sitzen Inge und Patrick und spielen mit ihm Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Das Knie sieht meiner Meinung nach unverändert aus, Edgar dagegen nicht. Die Wirkung der Schmerztablette lässt gerade ein wenig nach. Der Hüttenwirt meint, dass wir einen Rettungshubschrauber holen sollen, kommt aber erst einmal mit hinauf und schaut sich Edgar selber an. Einen Hubschrauber findet Edgar zuviel Aufwand für ein Knie. Doch wie soll er sonst ins Tal kommen? Ins Krankenhaus will er auch nicht. Auf jeden Fall nicht dort nächtigen. Wenn der Hubschrauber kommen soll, dann muss er es bald tun, denn Nebel zieht draussen auf. Doch Edgar will nicht. Die Idee des Hüttenwirtes, ihn mit der Gepäckseilbahn bis zur Talstation zu bringen und ihn dort von einem Rettungswagen abholen zu lassen, findet er schon besser. Aufgrund eines Missverständnisses überlegen wir noch, wie wohl Peddy schnell ins Tal kommt. Denn er wird Edgar begleiten. Aber das Missverständnis klärt sich auf und Peddy kann in der Gepäckseilbahn mitfahren. Der Wirt kommt auch mit, denn immerhin handelt es sich hier um Menschenleben.

Um 14:30 Uhr sollen wir alles gepackt haben. Also noch eine halbe Stunde. Trotzdem verfallen wir in eine gewisse Hektik, aber bald sind all ihre Sachen gepackt und wir warten draussen auf den Hüttenwirt. Kurz vor der Zeit ist es Edgar zu aufregend. Er muss sich übergeben. Mitten rauf auf die Terasse. Schnell ist ein Wischeimer organisiert und die Terasse wieder sauber. Jetzt noch eine Mütze ausgepackt, damit Edgar nicht kalt wird und schon verschwinden die zwei mit dem Wirt in einem Schuppen. Wir dürfen dort nicht mit hinein. Also schnell um die Hütte herum, um dann dort im Regen darauf zu warten, dass die drei in der Bahn wieder aus dem Schuppen herauskommen. Da, es bewegt sich etwas. Gaaaanz langsam kommt die Bahn aus dem Schuppen. Drei eingemummelte Gestalten sitzen in ihr. Edgar und Peddy mit Blick ins Tal, der Hüttenwirt mit seinem typischen Filzhut ihnen gegenüber. Dann beschleunigt die Bahn und kurze Zeit später ist sie mitsamt ihrer Besatzung im Nebel verschwunden.

Boah, was für eine Aufregung! Ich bin heilfroh, dass ich nicht mit der Bahn fahren musste. Selbst so zittere ich mit den beiden. Peddy berichtet später, dass im Vergleich zu der anschließenden Fahrt im Geländewagen der Bergwacht über die Serpentinen die Seilbahnfahrt ruhig und unkippelig gewesen sei. Die Bergwacht habe sie ins Krankenhaus von Bludenz gebracht, wo sie lange haben warten müssen. Dort sei mittels eines Röntgenbildes festgestellt worden, dass weder etwas gebrochen noch etwas gerissen sei, sondern dass es sich nur um eine Prellung handele. Sie würden schon mal zur Jugendherberge in Bregenz vorfahren und dort auf uns warten.

Doch jetzt im Augenblick waren sie einfach fort. Fort ins Ungewisse, vom Nebel verschluckt. Oben vom Fenster aus können wir sie noch einmal kurz sehen, dann sind sie wirklich fort.

Wir bauen uns ein Gipfelkreuz Aufgeregt wie wir sind, kehren wir in die Gaststube zurück und spielen mehrere Runden Ligretto. Caro will auf ihre unnachahmliche Weise schon nach der ersten Runde ein anderes Spiel spielen. Doch die anderen sind nicht dieser Meinung. Das Handy wird so auf der Fensterbank plaziert, dass es stets vollen Empfang hat. Und dann heisst es einfach warten. Warten, warten und nochmals warten. Mindestens dreimal fragt Caro, ob wir nochmal rausgehen. Doch ich möchte zuerst auf den Anruf von Peddy warten und dann erst das Wetter befragen.

Es ist gegen 18:30 Uhr, als das Handy klingelt und Peddy uns erlöst. Alles ist bestens gelaufen und wir können Caros Drang nach draussen nachgeben. Das Tilisuna-Seehorn ist unser Ziel und alle kommen mit. Von der Zeit her sollte es gerade bis zum Abendbrot passen, doch bis wir alle fertig sind und draussen stehen, ist es erstens zu spät und zweitens liegt der Berg und der Tilisunasee im Nebel. Der Weg zur Tilisuna-Alpe dagegen ist sichtbar und dort gibt es ja auch einen Berg. Zwar durchgehend mit Gras bewachsen, aber Caro ist zufrieden, wenn sie nur auf einen Berg kommt.

Rechts vom Weg ist ein kleiner Verschlag, der aussieht, wie ein Eingang in den Berg. Der Forscherdrang ist geweckt und wir wollen nachsehen, was es damit auf sich hat. Doch dazu müssen wir zuerst eine recht feuchte und matschige Wiese überqueren. Das Ergebnis ist dann enttäuschend. Es geht nicht in den Berg. Nur ein kleines Stück hinunter und dann ist da soetwas, das wir als alte Wasserpumpe definieren. Mehr nicht.

Also zurück auf den Weg. Die Alpe ist verschlossen und niemand öffnet. Bei der Besteigung des Berges werden zwei Techniken verwendet. Die erste, bei der man einfach zielstrebig in Richtung Gipfel steigt und alle Steigungen und Hindernisse ignoriert, wird von Caro, Pascal und Chavah bevorzugt. Wir anderen nehmen dagegen mit der Technik der Nutzung der geringsten Steigung vorlieb. So kommen wir alle mehr oder weniger schnell ans Ziel. Sogar Inge, auch wenn oben meine rechte Hand mit dem Ehering recht zerquetscht und blau ist. Ein provisorisches Gipfelkreuz aus Wanderstöcken wird aufgestellt und sich über den Gipfelsieg ausgiebig gefreut.

GrasSilke Das Abendessen ruft und wir müssen wieder hinunter. Doch wie? Hatte Inge bisher die Tiefe gut ignoriert, so kann sie dies nun nicht mehr. An der flachsten Stelle geht es wieder an meiner Hand zu Tal. Mir geht das zu langsam und so schlage ich vor, doch auf der Regenhose zu Tal zu rutschen. Doch Inge ist so schnell nicht überzeugt und steigt lieber weiterhin mit dem Stock gefährlich stochernd hinab, während ich neben ihr rutsche. Irgendwann habe ich sie doch soweit, dass sie es wenigstens kurz ausprobiert und sie muss feststellen, dass das echt viel Spaß bringt. Rutsch, bupp, rutsch, bupp geht es gemeinsam über die Grassoden und -absätze. Schwungvoll wirft sie ihren Wanderstock voraus. Die anderen sind schon längst unten. Da wo der Wanderstock liegt, wollen wir gar nicht längs. Dort kann man so schlecht rutschen. Inge holt ihn schnell und dann kann es weitergehen. Unten angelangt freut sich Inge sehr darüber, wieder geraden Boden unter den Füßen zu haben und springt wie wild herum. Meine Hose ist total dreckig. Auf einem Schneefeld wird daher nocheinmal gerutscht, doch sehr viel bringt das nicht. Inge hat ein wenig Schwierigkeiten, auf dieses Schneefeld zu gelangen, da es im unteren Teil recht rutschig ist.

Relativ rechtzeitig zum Essen sind wir wieder auf der Hütte. Es gibt Tortellini carbonara. Den Schinken muss man mit der Lupe suchen. Innerhalb kürzester Zeit haben alle bis auf Chavah, Inge und mir ihre eigentlich recht große Portion auf. Patrick hat noch Hunger und wirft seine Stielaugen auf Chavahs Teller. Diese legt bald ihren Löffel zur Seite und Patrick kann den Rest essen. Schwupps, weg sind die Tortellini. Aber einen der großen Apfelstrudel will er dann doch nicht mehr. Das kann ich ja gar nicht verstehen.

Wir machen einen Deal mit den Doppelkopf-Leuten: Sie bekommen Patrick und mich zum Doppelkopf spielen, während sie zwei Leute stellen, um sich von den restlichen Kindern alle Spiele erklären zu lassen. Mit uns sitzen in der Gaststube zwei Männergruppen, die im Laufe des Abends dem Alkohol gut zusprechen und entsprechend laut singen und ihre zotigen Witze reissen. Was soll man auch von "Bergsäuen" erwarten? Die Tür zum Nachbarraum wird bald von ruhesuchenden Gästen geschlossen und auch die Kinder, die gerade Bohnanza erklären, ziehen sich mit ihren Opfern in den Nachbarraum zurück. Wir halten tapfer aus und Patrick erweist sich als Schwamm für dreckige Witze. Nach einer Weile schaue ich nach den Kindern, doch sowohl sie als auch ihre Opfer sind noch wohlauf. Beim Meiern habe der eine sie gut reingelegt, als er in einem unbeobachteten Moment einfach die Würfel aus dem Becher genommen und dann per 1er-Pasch auf die Reise geschickt habe. Erst beim 5er-Pasch sei es aufgefallen und habe doch für recht erstaunte Gesichter gesorgt.

Gegen 21:45 Uhr ziehen sich plötzlich alle Kinder ins Bett zurück. Ich folge ihnen bald. Um noch mitzuteilen, wieviele Lunchpakete wir am nächsten Tag brauchen, kehre ich noch einmal zurück. Die Männer sind immernoch laut und fidel. Mein nicht ganz ernst gemeinter Ausruf "Hüttenruhe!" sorgt nur für schmunzelnde Gesichter. Verschwörerisch winkt mir der eine zum Abschied. Mein Fall ist er nicht.

Oben wird noch ein wenig "Hobbit" gelesen, aber wir schlafen bald ein. Immerhin wollen wir morgen früh um 6:15 Uhr aus den Federn, damit uns notfalls noch genügend Zeit für den Abstieg nach Tschagguns bleibt, wenn Inge die Seilbahn nicht nehmen mag.



Samstag, 29.07.2000


Uah, ist das früh! Nu aber raus aus den Federn und die Sachen gepackt. Ich habe gestern noch ein "apartes Teil" gefunden, das sich als Peddys Schlafanzughose herausstellte. Auch sie wird eingepackt. Gegen 7:15 ist alles verpackt und wir können frühstücken. Die zwei Doppelkopf-Leute, die gestern angedacht hatten, dass sie sich uns anschließen, dann aber ob der frühen Zeit abgeschreckt wurden, tauchen auch bald auf. Sie wollen doch mitkommen.

So sind wir wieder 8 Personen, als wir gegen 8:35 Uhr loskommen. Alle sind mal wieder in Regensachen eingemummelt, da sich das Wetter nicht gebessert hat. Ich gehe voran, dann kommen die Kinder und zuletzt folgen die zwei Doko-Leute. Ist der Weg anfangs auch einfach, so geht er doch durch so manche Pfütze und manches Matschloch. Der Weg wird steiler, als es zum Walser Alpjoch hinaufgeht, hinter dem der Tobelsee liegt.

Vor der größten Steigung, wo ein wenig Gekraxel vonnöten ist, machen wir noch eine Trink- und Jacke-Auszieh-Pause. Die Doko-Leute haben daran keinen Bedarf und gehen schonmal weiter. Sie kommen aber nicht weit. Oben auf dem Joch begrüßen sie uns mit "Ihr seid doch Knieexperten ..." Dem einen war auf dem Weg seine Kniescheibe raus- und wieder hineingerutscht und nun wird das Knie dick. Ich kann ihm nur eine Bandage, Tape und Sportsalbe anbieten, doch zurückgehen würde ich an seiner Stelle nicht. Er will es erst noch einmal weiter so versuchen und sie gehen weiter vor.

alte Frau Oh, oh, der Weg sieht jetzt nicht gerade Inge-tauglich aus. Rechts ist ein Fixseil am Fels, dann kommt der Steig und dann geht es doch ein wenig abwärts. Kurzerhand wird sie in den Klettergurt gesteckt. Ich bastle aus einer Bandschlinge und zwei Karabinern ein Klettersteigset, doch Patricks Nachforschungen ergeben, dass das Fixseil nur 5 Meter weit reicht. Also alles wieder auseinander und die übliche Inge-Wird-An-Silke-Fixiert-Technik angewandt. So geht es auch über diese "heikle" Stelle, über die wir Inge zu Anfang unserer Reise nie hinüber bekommen hätten. Kurze Zeit später kann sie auch wieder solo gehen und eilt den anderen hinterher hinab zum Tobelsee.

Gerade groß ist er nicht und die Drei Türme, die sich in ihm spiegeln sollen, liegen mal wieder im Nebel. Aber voller Fische ist er! Bei ihm treffen wir die Doppelkopf-Leute wieder. Das Knie ist dicker geworden und er (der Besitzer des Knies) möchte dann doch auf mein Angebot eingehen. Das Verbinden erweist sich als komische Sache, da das Knie von ihm im Verhältnis zu dem Knie von Edgar riesig ist. Aber auch das bekomme ich verbunden. Hier noch ein Streifen Tape und dort einen. So, fertig. Sie können weitergehen und verabschieden sich von uns. Sie wollen bei der Bergstation des Sesselliftes sein, bevor das Knie ganz dick ist.

Wir verweilen dagegen noch ein wenig am See und essen ein zweites Frühstück. Patricks Ausspruch "Ihr könnt doch nicht schon wieder etwas essen!" verwundert mich nach den Erfahrungen der vergangenen Tage sehr. Für Manner ist er dann doch wieder zu haben.

Die Fische im See rotten sich aus allen Richtungen zusammen, wenn nur einer an der Wasseroberfläche etwas findet. Schnell ist man geneigt, etwas von seinem Brot hineinzuwerfen, doch nein, das ist nicht gut für den See. Stattdessen nehmen wir ein paar Grassamenstände und werfen sie mit dem erwünschten Resultat hinein. Alle Fische eilen herbei. Als Patrick jedoch - bevor ich etwas sagen kann - ein Waffelstück von seinem Manner hineinwirft, kocht das Wasser. Jetzt einen Ketscher und wir hätten ein sehr gute Abendessen. Und das Kochen will gar nicht aufhören! Hierhin und dorthin jagt das Knäuel Fische den Happen. Nach vielleicht fünf Minuten ist der Spuk zuende und der Happen verzehrt.

es geht Heimwärts Wir gehen weiter, den anderen hinterher. Tapfer geht es an einer Herde Kühe vorbei. In der Nähe der Alpe Alpila geht der Weg in einen Fahrweg über. Auf ihm schlendern wir zügig bis zur Alpe. Dort treffen wir die Doppelkopf-Leute wieder. Sie lassen sich von der dort ansässigen Frau mit dem Auto das letzte Stück bis zur Sesselbahn in Grabs fahren, da das Knie weiter dicker geworden und der Weg nicht gerade knieschonend ist. Das erste Stück müssen sie dabei rückwärts den Berg hinunter fahren, da es vorher keine Wendemöglichkeit gibt. Aber das ist ja für die Einheimischen kein Problem.

Bei der Mittagsspitze angelangt, gibt es für uns zwei Wege: Entweder auf der Fahrstraße ein recht langes Sück oder dem Verlaufe des nicht in Betrieb stehenden Schleppliftes folgen. Wir entscheiden uns für die steilere, aber auch interessantere Variante und gelangen so auf glitschigem Steig durch einen schönen Wald, dessen Wurzeln man aber tunlichst meiden sollte. Ein über den Weg gespannter Elektrozaun wird vorsichtig überstiegen, stellt sich aber als stromlos heraus.

Kurz vor 12 Uhr bei der Grabsbahn angekommen inspiziert Inge lange den Verlauf der Bahn. Zu lange. Zum einen macht die Sesselbahn zwischen 12 und 13 Uhr Mittagspause und zum anderen wird der Anblick der steilen Bahn durch den Wald davon auch nicht flacher. Nur der Mut lässt nach.

In Ermangelung eines besseren Rastpaltzes bleiben wir gleich da und essen vom Radio mit grausamer Musik beschallt unser Brot. Statt direkt nach Tschagguns zu laufen, werden wir nur nach Latschau gehen und dort den Bus nehmen. Das erspart uns immerhin ca. 250 Höhenmeter. Da wir jetzt schon mindestens 800 Höhenmeter abgestiegen sind und ich das in den Knien spüre, ist uns jeder gesparte Höhenmeter willkommen. Patrick ist überhaupt nicht begeistert, dass wir nicht den Sessellift nehmen, aber alleine fahren will er auch nicht, da er dann ja auf uns bzw. den Lift warten müsste.

Auf geteertem Weg geht es los, doch bald haben wir wieder unseren gewohnten schmalen Steig zu fassen. Dieser trifft bald wieder auf einen Fahrweg, doch ich habe gerade nichts dagegen einzuwenden, mal nicht jede Sekunde auf jeden Stein aufzupassen, über den man fallen könnte. Daher nehmen wir auch nicht den Abzweig hinunter durch den Wald, sondern lassen uns von den großen Serpentinen des Fahrweges führen.

An einem Abzweig geht es in zwei Richtungen nach Latschau. Der eine Weg braucht eine Stunde und der andere eine Stunde und 15 Minuten dorthin. Wie selbstverständlich folgen die vorangegangenen Kinder dem Weg mit der einen Stunde, doch mein Gefühl sagt mir, dass wir den anderen Weg gehen sollten. Die Inspektion der Umgebung und der Gebrauch des Kompasses bestätigen meine Theorie. Hier rechts und nächste Möglichkeit wieder links.

So gelangen wir auf die Fortsetzung des Weges durch den Wald, den Patrick vorgeschlagen, wir aber nicht genommen hatten. Er endet, wie sollte es anders sein, auf einer Weide mit Kühen, die "nervös" mit den Ohren und dem Schwanz zucken. Mit Inge und Chavah an der Hand gehe ich mutig durch sie hindurch. Die anderen halten das Gatter für uns auf. Naja, die dicken Balken, die eine Art Gatter bilden. Erleichtert will Inge weitergehen, doch ihre Regenjacke ist weg! Der Blick zurück füllt sie mit Entsetzen: "Die Kuh frisst meine Jacke!" Interessiert schnuffelt die Kuh an der Jacke, hebt sie mit dem Maul auf, lässt sie wieder fallen und wendet sich wieder dem Gras zu, das dann doch scheinbar besser schmeckt. Also gehe ich wieder zurück auf die Weide, nähere mich wachsamen Auges der Kuh, lese die Jacke auf und kehre zu den anderen zurück. Ich bin mal wieder Inges Retterin.

Patrick probt den Aufstand Beim nächsten Wegweiser ist der Drang groß, dem Schild "Bushaltestelle 15 Min" zu folgen, doch ich habe das Schild "Schluchtweg" gesehen und kann die meisten der Kinder überzeugen, dass wir ihm folgen, da am Ende auch eine Bushaltestelle auf der Karte eingezeichnet ist. Nur Patrick möchte so schnell wie möglich zum Bus, doch gegen eine Gruppe, die einfach losgeht und ihn stehen lässt, kann man halt nichts ausrichten. Er zuckt nur mit den Schultern und folgt den anderen.

Es ist ein schmaler schöner Weg neben einem gewaltigen Bergfluss mit tosenden Stromschnellen. Ein Kraftwerk steht auf seinem Weg und nimmt ihn ganz auf. Danach ist von dem kraftvollen Fluss nur noch ein Rinnsal übrig, doch das ändert sich, sobald von der Seite ein anderer Fluss einmündet. Jetzt ist er wieder fast normal. Von allen Seiten kommen im Verlaufe des weiteren Weges die verschiedensten Bäche und Rinnsale. Einmal müssen wir fast unter einem Wasserfall hindurch, der von rechts auf den Weg fällt. Ist das ein toller Weg! Ich hatte ja bei der Bezeichnung "Schluchtweg" schon fast soetwas geahnt, doch das hatte ich nicht zu hoffen gewagt.

Am Ende des Weges läuft Inge ein wenig vor und schaut schon mal um die Straßenecke. "Der Bus, der Bus!" Wir rennen los und schaffen es, ihn noch zu bekommen. Völlig ausser Atem erzähle ich dem Fahrer, wo wir hinwollen. Er ist aber die Ruhe selbst und meint, ich solle doch erst Luft holen, bevor ich etwas sage. Also tue ich das erst und wir werden uns handelseinig. Auf die Frage, wieoft er denn fahren würde, meint er alle Stunde. Da haben wir aber Glück gehabt! Es sind zwar _nur_ zwei Stationen, aber zu Fuß wäre es doch noch ein gutes Stück.

die Zivilisation hat uns wieder So sind wir rechtzeitig (ca. 14:35 Uhr) beim Bahnhof in Tschagguns. Das soll ein Bahnhof sein?! Immerhin zwei Gleise hat er: eines zum Rangieren und das andere als Fahrgleis. Aber einen großartigen Bahnsteig gibt es nicht. Der Boden zwischen den beiden Gleisen stellt den Bahnsteig dar. Wir stellen unsere Rucksäcke zusammen und decken sie, da es wieder nieselt, mit den dreckigen Regenhosen und Rucksacküberzügen ab. Während wir den Eurospar nach Eis und Almdudler durchforsten, bleibt Patrick beim Gepäck. Kurz vor 15 Uhr sind wir mit unserem Raub zurück. Wenn es eine Stunde später eine ähnliche Verbindung gibt, vielleicht gilt das auch für eine Stunde eher? Siehe da, in fünf Minuten fährt auch eine Bahn. Die nehmen wir doch.

In Bludenz steht auf dem gegenüberliegenden Gleis eine Bahn nach Bregenz. Doch das ist die Regionalbahn. Da der Eilzug zwar erst wesentlich später fährt, aber drei Minuten später ankommt, nehmen wir nach einem gewissen hin und her diese Bahn. Nur noch 16 Stationen berichtet Inge auf der Fahrt. Na Bestens.

In Bregenz holen uns Peddy und Edgar vom Bahnhof ab. Wir hatten sie vorher über Handy davon unterrichtet, dass wir eine Stunde eher kommen. Sie führen uns auf verschlungenen Wegen zur Jugendherberge. Wenigstens kommen sie mir so vor, da ich irgendwie nichts mehr mitbekomme und mich daher gerne auf ihre Führung verlasse.

Bei der Anmeldung dauert es recht lange. Zusätzlich schaut Peddy pingelig auf jeden Posten und haut uns daher noch ein paar Schillinge raus. Die Frage der Kinder nach dem Essen kann ich nicht beantworten und auch die an der Rezeption verweist uns nur auf die entsprechenden Tafeln im Essraum. Aber eine richtige Rezeption gibt es hier! Fast wie in einem Hotel. Und richtig bezogene Betten! Oh, ist das toll! Und eine Dusche im Zimmer! Vor dem Abendessen wasche ich mir wenigstens noch die Füße. Hm, man sollte den Duschkopf nicht auf den Fußboden legen, wenn man seine Hose noch anhat, auf einem Duschsitz sitzt und das Wasser beim Andrehen nicht richtig dosiert. Schwupps, ist mein linkes Hosenbein nass! Was solls!

Zum Abendessen gibt es eine Suppe vorweg, Salat und gebratene Hähnchenstücke mit Reis. Die Vegetarier können eine Kräuterrahmsauce bekommen. Dazu kann man sich aus einem großen Topf eine Art Skiwasser in Gläser schöpfen. Unbegrenzt. Lecker, lecker. Am Ende sind wir pappsatt. Die Abräumerin ist sehr darauf bedacht, dass wir auch ja alles so machen, wie sie sich das vorstellt. Ein ganz großer Frevel scheint es dabei zu sein, seine Sachen von dem Tablett herunterzunehmen und auf den Tisch zu stellen. So richtig verstehen wir das nicht. Aber wir stellen alles brav wieder weg und so ist sie zufrieden. Wir dürfen sogar länger bleiben. Nur als eine ganze Busladung Gäste vor der Tür ausgekippt wird, müssen wir leider weichen.

Grusel Nach und nach geht jeder unter die Dusche und kommt mit nach Aprikosen duftenden Haaren zurück. Es geht noch zur Seebühne, wo ein riesengroßes Skelett in einem entsprechend großem Buch blättert. "Tanz des Todes" heisst das Stück, das hier ab 21:30 Uhr aufgeführt wird. Wir genießen aber erst einmal einen herrlichen Sonnenuntergang über dem Bodensee. Dass Bregenz genau wie Lindau am Bodensee liegt, habe ich auch erst hier gelernt. Danach gehen wir in die Nähe der Bühne und harren auf dem Geländer der Uferpromenade sitzenderweise darauf, dass das Stück beginnt. Peddy verteilt dabei seine vom Regen der letzten Tage aufgeweichten Bonbons. Mann, sind die klebrig! Dann geht es los. Auf dem Buch hopsen mehr oder weniger viele Leute in bunten Kostümen umher. Keiner kennt den Grund dafür, denn von dem Gesinge ist hier nichts zu verstehen. Insbesondere da Inge das ganze sehr zum Leidwesen einer in der Nähe stehenden Frau recht laut kommentiert. Naja, wenn sie das sosehr interessiert, hätte sie sich ja eine Karte kaufen und sich in die Nähe der Bühne setzen können.
guck mal wer da ist Zurück in der Jugendherberge wird noch ein wenig im "Hobbit" gelesen. Da wir hier leider auf zwei Zimmer verteilt wurden, aber im Zimmer der Jungs noch genau ein Bett frei ist, schnappen Inge, Chavah und ich uns kurzerhand eine Decke und nehmen dieses Bett in Beschlag. Während Chavah am Fußende quer liegt, liegen Inge und ich längs im Bett. Zuvor mussten wir noch durch den kaum zu betretenden Vorraum, in dem die Schuhe stehen und ihren herrlichen Duft abgeben. Plötzlich weckt mich Patrick, um mir mitzuteilen, dass er als Vorlesender als einziger noch wach sei. Schlaftrunken schnappen wir unsere Decke und kehren zu Caro in unser Zimmer zurück. Sie hat die Zeit schon gut genutzt, um ohne das ihr lästige Vorlesen einzuschlafen.



Sonntag, 30.07.2000


ieehhh Nach dem Frühstück geht es zur Bahn und dann wird nur noch gefahren. Spielen, necken, Radio hören und Schlafen sind unsere Hauptaktivitäten. Unsere Schuhe stehen dabei in Reih und Glied auf dem Gang und sorgen dort für eine "gute" Luft. In Hamburg werden wir von einem großen Bahnhof von Eltern, Geschwistern, Hunden und sonstigen Bekannten empfangen. Sie sind alle froh, uns Herumtreiber wieder in die Arme schließen zu können. Peddy und ich werden mit Blumen, Heidelbeeren, Pralinekartons und Kinogutscheine überhäuft. Dabei hätten wir die Kinder auch so wieder zurückgegeben. Zwar sind sie uns in der gemeinsamen Zeit sehr ans Herz gewachsen, aber man muss ja auch loslassen können. Snyff, vorbei ist die Reise und am liebsten würde ich gleich wieder losfahren. Aber das geht nicht. Doch das nächste Jahr kommt bestimmt!

Silke Peters


© 2000 ap, spe, 06.08.2000 / 26.11.2000 Sektion Niederelbe-Hamburg